Geschichte des Standorts Poel/Malchow

Zwei Frauen mit Kopftuch und Arbeitskleidung stehen rechts neben einem Holztisch, der auf einem Feld steht. Links davon steht ein MAnn in Gummistiefeln und Anzug mit Hut. Alle drei betrachten wahrscheinlich Saat.
Professor Dr. Hans Lembke, der Leiter des Saatzucht­betriebs, prüft das geerntete Saatgut. (1949) / Archiv NPZ
Sommerlich gekleidete Menschen sitzen auf Plastikstühlen, die in Reihen hintereinander stehen. Dahinter sind hellgrüne Pflanzen und das GEwähcshaus zu sehen.
Publikum bei der Sommerblütenschau 2008 Quelle : Hochschule Wismar/KB

Der bei Touristen beliebte Schaugarten des Bereiches Maschinenbau/Verfahrens- und Umwelttechnik ist noch recht jung. Die Anlage ist der beherzten Initiative des verstorbenen Professors Dr. Horst Gerath und des früheren Saatzuchtleiters des VEG Malchow, Heinrich Baudis, zu verdanken. Im Jahr 2000 legten sie, gemeinsam mit engagierten Mitstreitern, den Grundstein des heutigen Gartens. 
Die Anpflanzungen sind themenspezifisch gegliedert: Neben Heil- und Färberpflanzen finden sich exotische Pflanzenschönheiten. Das Herzstück ist jedoch die Vielzahl herkömmlicher und potentieller Industrie- und Energiepflanzen. Diese liefern neben Bioenergie auch Zellulose, Öl, Stärke und Eiweiß – beispielsweise für Nahrungs- und Futtermittel. In den Gewächshäusern und Klimakammern werden heute Pflanzen unter optimalen Bedingungen gezogen. Ihre Inhaltsstoffe werden im Labor analysiert, um sie schließlich als wertvolle Biofeinchemikalien maschinell zu extrahieren. Hierfür verfügt der Standort über modern ausgestattete Laborräume sowie ein großes Technikum. 
Viele Jahre lang wurde Ende Juni zur Sommerblütenschau an die Forschungs- und Bildungsstätte geladen. Das bunte Programm für die zahlreich angereiste Besucher, die sich gern durch den Schaugarten führen ließen, wurde von Jagdhornbläsern und Chören der Insel musikalisch umrahmt. Ausstellungen wurden eröffnet. 2009 durfte sich das wissenschaftlich genutzte Kleinod sogar als Außenstelle der Bundesgartenschau präsentieren.

Die Geschichte des Standorts reicht über 100 Jahre zurück:
1897 entwickelte ein findiger junger Bauer auf dem hiesigen, fruchtbaren Boden eine eigene Zuchtlinie u. a. für Wintersaaten (Raps, Kartoffeln). Diese erfreute sich schnell eines großen Erfolgs, da sie zu geringeren Ausfallraten und einer gesteigerten Versorgungssicherheit führte. Ein Saatzuchtbetrieb entstand.
Die Besitzer des Betriebs wurden nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet. In der Folge wurden die hiesigen Forschungsaktivitäten als Außenstelle der Akademie für Landwirtschaftswissenschaften genutzt. Die Saatzucht gehörte zum Kombinat für Saat- und Pflanzgut in Quedlinburg. Nach der Wende konnten die früheren Eigentümer Züchtung und Land zurückkaufen. Heute ist der Saatzuchtbetrieb – die Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG – neben dem Tourismus der größte Arbeitgeber auf der Insel Poel. Hier werden neue, leistungsfähige Pflanzensorten für die moderne Landwirtschaft gezüchtet. Dieser Betrieb flankiert den Schaugarten im Osten und Norden, im Süden wiederum die Genbank – eine Auflenstelle des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben (Sachsen-Anhalt). Die Genbank dient der Erhaltung und Vermehrung der 14.000 eingelagerten Kulturpflanzenmuster als Grundlage für die zukünftige Nahrungsproduktion. 

Neben diesen beiden Institutionen kooperiert die Malchower Außenstelle der Hochschule Wismar auch mit internationalen Spezialisten, u. a. aus Peru, Indien, Indonesien und Armenien. 2017 und 2019 war sie Gastgeber des internationalen ­Heilkräutersymposiums.