Liebe Angehörige der Hochschule Wismar,
erschüttert und fassungslos nehmen wir wahr, dass etwas passiert, was wir nicht mehr für möglich gehalten haben: mit dem Überfall der Russischen Föderation – unterstützt von Belarus – auf den souveränen Staat Ukraine wird auf abscheuliche Weise Völkerrecht verletzt und hat ein Krieg in Europa begonnen.
Uns, die wir als Körperschaft alle miteinander die Hochschule Wismar sind, berührt dies zutiefst. Unsere Gedanken sind bei den leidenden Menschen, unsere Sorge gilt dem Frieden in Europa. Dieser Konflikt geht uns deshalb auch besonders nahe, weil wir eine Hochschule mit zahlreichen partnerschaftlichen Kontakten in Osteuropa und damit auch in Russland ebenso wie der Ukraine sind. Mehr als 50 Studierende aus den sich nun im Kriegszustand befindenden Staaten sind Studierende der Hochschule.
Was unsere Abkommen mit den Einrichtungen der Russischen Föderation angeht, so werden wir mit den anderen Hochschulen und dem Land beraten, wie wir gemeinsam vorgehen. Humanitär werden wir alles versuchen, um im Verbund mit anderen Hochschulen, Studierenden und auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Ukraine hier eine sichere wissenschaftliche Heimat anzubieten bzw. Ihnen bei der Rückkehr nach Wismar zu helfen. Neben den bereits hier befindlichen ukrainischen Studierenden können sie sich unserer Unterstützung sicher sein.
Wie sich das Schicksal der hier studierenden Staatsangehörigen der russischen Föderation in Sachen Aufenthaltsrecht gestaltet, vermag ich aktuell nicht vorherzusehen. Soweit wir nach Beginn des Vorlesungsbetriebs auf dem Campus aufeinandertreffen, will ich betonen, dass Hochschulen Orte des Friedens und des Dialogs sind – gerade auch in Kriegszeiten. Insofern bitte ich alle darum, das Verhalten staatsleitender Personen wie dem Präsidenten der Russischen Föderation, so verbrecherisch es auch ist, nicht gleichzusetzen mit den Ansichten und dem Verhalten der hier anwesenden insbesondere russischen Studierenden, die als Hochschulangehörige nach wie vor unsere Studierenden sind. Ich weiß, dass viele der hier studierenden jungen Menschen aus der russischen Föderation gleichermaßen mit Entsetzen auf die aktuelle Entwicklung sehen. Auch von einzelnen Partnerhochschulen erfahren wir, dass das Vorgehen des russischen Präsidenten dort entschieden kritisiert wird und nachdrücklich darum gebeten wird, die gemeinsame Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten.
Umgekehrt erwarte ich von den Angehörigen der Hochschule aber auch, dass sie denjenigen, die den Angriff verteidigen oder gutheißen, gleich welcher Nationalität, friedlich aber entschieden und mit deutlichen und scharfen Worten entgegentreten. Auch das ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass unsere uneingeschränkte Solidarität in dieser schweren Zeit dem ukrainischen Volk gilt.
Ich danke Ihnen!
Es grüßt Sie
Ihr Bodo Wiegand-Hoffmeister
Rektor