(Rostock-Warnemünde/Flensburg) Die Bundeslotsenkammer hat am 4. März 2021 – nach einem intensiven Auswahlverfahren – entschieden bei der Modernisierung der Lotsenausbildung mit dem Bereich Seefahrt, Anlagentechnik und Logistik (SAL) der Hochschule Wismar zu kooperieren. Diese Entscheidung hat für beide Seiten eine große strategische Tragweite. Massive technisch-technologischen Entwicklungen werfen längst ihre Schatten voraus und durchdringen auch die maritime Industrie in allen ihren Bereichen. Aktuelle Rahmenbedingungen verlangen nach neuen Wegen und Lösungen, die von den bisherigen, lange Zeit bewährten, traditionellen Konzepten und Karrierewegen abweichen – so lieb sie Beteiligten auch sein mögen. So werden sich voraussichtlich ab Sommersemester 2023 erste Studierende an der Hochschule Wismar für das neue Masterstudium „Maritime Pilotage“ einschreiben können. Ein nautischer Hochschulabschluss sowie Fahrenszeit als nautische Offizierin oder Offizier werden u. a. Zugangsvoraus¬setzungen sein, jedoch nicht ein ausgefahrenes Kapitänspatent.
Zukünftige Lotsenausbildung
Um „die großen Pötte“ sicher durch die deutschen Reviere, den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) oder die Elbe, zu den Häfen in Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Rostock und Stralsund zu navigieren besteht ab bestimmten Schiffsgrößen die Pflicht zur Annahme eines Lotsen. Dieser berät den Kapitän und seine Brückenbesatzung mit seiner Revierkenntnis, den Manövererfahrungen und seinem Fachwissen beim Ein- und Auslaufen – und das bei „jedem Wind und Wetter“. Um Lotse werden zu können wird heute u. a. das ausgefahrene uneingeschränkte Kapitänspatent benötigt. Der Weg dahin ist oft lang. Und auch die Ausflaggung der deutschen Flotte hat ein Übriges dazu beigetragen, dass in den letzten Jahren die Zahl der Bewerber für eine Lotsenposition in Deutschland stetig gesunken ist. Nun steuern Bundeslotsenkammer und die in ihr vereinigten Lotsenbrüderschaften gegen und wollen gemeinsam mit den Fachhochschulen Wismar und Flensburg einen Studiengang „Maritime Pilotage“ etablieren, um Interessenten einen neuen Weg zum Lotsenberuf zu ermöglichen.
Zwei Hochschulen – ein Ziel
Die Seefahrtsbereiche in Wismar und Flensburg kennen sich gut und haben z. B. bereits in Forschungsprojekten miteinander kooperiert. Angesichts der Größe der Herausforderung war für die Mitarbeitenden der beiden Einrichtungen klar, dass sie ihre Kapazitäten und Kompetenzen bündeln um sich gemeinsam bei den Lotsen um eine Kooperation zu bewerben. Offensichtlich hat diese Kooperation die Bundeslotsenkammer überzeugt, so dass der maritime Ausbildungsstandort in Warnemünde, der heute auch die lange Tradition der Wustrower Seefahrtsschule weiterführt, den Zuschlag für die Einrichtung des Lostenstudiengangs bekam. Offiziell wir diese Entscheidung allerdings erst mit der Verabschiedung der Novelle des Seelotsgesetzes (SeeLG) im Bundestag und abschließend durch dessen 2. Lesung im Bundesrat am 5. Mai erwartet. “Die Mitarbeitenden in Warnemünde sind begeistert von dem Ihnen entgegengebrachten Vertrauen und freuen sich auf die Zusammenarbeit mit den Lotsen und mit den Kolleginnen und Kollegen in Flensburg auf die neue Herausforderung“, so der Bereichsleiter SAL Professor Dr. Jürgen Siegl. Im Sommersemester 2023 sollen sich erste Studierende an der Hochschule Wismar für das Masterstudium einschreiben können. Für Prof. Siegl ist das ein wichtiger Pfeiler im Ausbildungsportfolio des Bildungsstandortes Rostock-Warnemünde. Neben der Kooperation mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zur Ausbildung des nautischen Personals in den deutschen Verkehrszentralen (VTS) wird die Modernisierung der Seefahrtsausbildung damit weiter vorangetrieben und auf die zukünftigen Anforderungen ausgerichtet.
Kontakt
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Prof. Dr.-Ing. Jürgen Siegl
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oder per E-Mail: juergen.siegl@hs-wismar.de