Ukrainische Campusspuren

Die drei Personen stehen lächelnd im Büro des Rektors. Dozentin Anna Fomenko präsentiert die Absichtserklärung und der Rektor hält die Puppe in beiden Händen.
Stolz präsentiert Anna Fomenko das Memorandum of Understanding zwischen ihrer Heimatuniversität in Charkiw und der Hochschule Wismar. Im Beisein Prof. Dr. Ali Arnaouts (Mitte) überreichte sie dem Rektor Prof. Dr. Bodo Wiegand-Hoffmeister als Gastgeschenk eine traditionelle selbstgebastelte Puppe in den Nationalfarben der Ukraine.
Quelle: Hochschule Wismar/M. Wolf

Bild herunterladen

(Wismar/Charkiw) Eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) zwischen der „Ukrainischen Akademie für Ingenieurwesen und Pädagogik“ in Charkiw (UEPA) und der Hochschule Wismar war im Sommersemester 2023 unterzeichnet worden. Sie ermöglichte der Ukrainerin Anna Fomenko, Ph.D. umgehend als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Wirtschafts-wissen¬schaften internationale Studierende im Akademischen Schreiben auszubilden. Außerdem werden derzeit konkrete Projekte im Rahmen der gemeinsamen länderübergreifenden akademischen Zusammenarbeit konzipiert. Anna Fomenko ist Mitglied der NordHausUA, einem M-V-weiten Netzwerk von Ukrainerinnen und Ukrainern zur gegenseitigen Unterstützung.

Urkunde und Symbol
Bereits im Wintersemester 2022/23kam es zu einer ersten Kontaktaufnahme zwischen Prof. Dr. Ali Arnaout, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Wismar, und der UEPA um Kooperationsmöglichkeiten zu besprechen. Infolge dessen wurde im Rektorat der Wismarer Hochschule eine Absichtserklärung unterzeichnet. Diese beinhaltet die Feststellung gemein-samer Ziele in zukünftiger Kooperation auf den Gebieten der Lehre, der Forschung und des Studiums. Die Vergabe eines Lehrauftrags an Anna Fomenko war ein erster Schritt auf dem Weg zu einer engeren Zusammenarbeit. Als Zeichen der Verbundenheit, überreichte sie dem Rektor der Hochschule Wismar eine selbstgebastelte Puppe in den ukrainischen Nationalfarben.

Große Dankbarkeit, Vielfältige Zusammenarbeit und persönliches Engagement
Dass Anna Fomenko vorübergehend fernab der russisch-ukrainischen Frontlinie in Wismar arbeitet und lebt, bezeichnet die junge Frau als großes Glück. Denn so kann sie ihr Wissen in die Lehre vor Ort einbringen, die weitere akademische Zusammenarbeit forcieren und zugleich Kontakt zu ihren Studierenden und Lehrkräften in der ukrainischen Heimat halten „Hier an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften widme ich mich meinem Lieblingsjob, auf den ich bisher hingearbeitet habe. Und diese Stelle an der Hochschule Wismar ist nicht nur für mich eine Chance der echten Integration, sondern auch für meine Familie in Deutschland“, beschreibt Anna Fomenko ihre aktuelle Situation. Die Ukrainerin ergänzt: „Für die Unterstützung durch den Rektor der Hochschule Wismar, Prof. Dr. Bodo Wiegand-Hoffmeister, und Prof. Dr. Ali Arnaout sowie die Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschule und nicht zuletzt die Hansestadt Wismar bin ich sehr dankbar. Diese Dankbarkeit kann ich kaum in Worte fassen“. Im Masterstudiengang International Management arbeiten zu können, motiviert Anna Fomenko sehr, vor allem weil dort Studierende aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, die sie sehr gut verstehen kann. Und so sieht sie ihre Aufgabe im Kurs „Akademisches Schreiben“ nicht nur darin, den Nachwuchswissenschaftlern beizubringen wie man Masterarbeiten schreibt, sondern auch, ihnen Selbstvertrauen zu geben und zielorientiert zu arbeiten. Die junge Frau ist außerdem nicht nur in Kontakt mit ukrainischen Jugendlichen, die an der Wismarer Hochschule studieren, sondern ebenso mit jenen, die in Wismar leben. „Hier gibt es alles um die Jugend zu unterstützen. Das ist großartig!“ ist sie begeistert. Und so hilft sie heute jungen Leuten Hürden zu überwinden, während sie selbst noch vor relativ kurzer Zeit aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine selbst vor riesigen Hürden gestanden hat. Nach der Flucht aus der Ukraine und ihrer Ankunft in Deutschland hat Anna Fomenko sich auf Stellensuche begeben, auch wenn viele ihrer ukrainischen Kollegen überzeugt waren, dass es nicht möglich sei eine englischsprachige Stelle auf ihrem Fachgebiet in Deutschland zu finden. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin liegt es ihr nun besonders am Herzen Wege zu finde, um Studierende und Kollegen aus bzw. in ihrer Heimat zu unterstützen. Als Mitglied eines Teams, arbeitet Anna Fomenko zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Umsetzung eines Perspektivplans, für die Zeit nach dem Krieg. Dies wird keine einfach Aufgabe, aber sie ist davon überzeugt, dass mit einem Team von Fachleuten dieser Plan in die Tat umgesetzt werden kann. Mit Freude und persönlichem Engagement verfolgt sie die Vorbereitung gemeinsamer Forschung und Projektanbahnung an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Dazu gehören z. B. der geplante Studierendenaustausch mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Rahmen von Erasmus+. Auch die gemeinsame Arbeit mit einem In-Institut der Fakultät, dem European Project Center (EPC) und einem An-Institut, dem Ostinstitut Wismar, schreiten voran.

Unterstützung für ein Ziel
Ein Projekt, dass sich konkret mit der Planung für die Nachkriegszeit beschäftigt und an der Fakultät Gestaltung angesiedelt ist, trägt den Namen „Common(Re)-Construc¬tor“ Im Laufe des Sommersemesters 2023 haben mehr als 20 Studierenden der Studiengänge Architektur und Innenarchitektur Entwürfe für einen multifunktionalen Raum entwickelt. Dieser soll der vom Krieg betroffenen ukrainischen Bevölkerung als mobile Begegnungsstätte für den nachbar¬schaft-lichen Wiederaufbau dienen. Dort können sie beispielsweise gemeinsam mit in- und ausländischen Fachleuten Strategien für zeitgemäßes, nachhaltiges und zirkuläres Bauen entwickeln. Betreut wird das mit der Technischen Universität Dortmund durchgeführte Kooperationsprojekt an der Hochschule Wismar durch Prof. Dr. Asko Fromm, Prof. Achim Hack und Vertretungsprofessor Daniel Hülseweg. Die Fakultät wiederum wurde für dieses Projekt durch MV Werften Wismar GmbH, Yachtclub Wismar von 1897 e.V. und dem Team der Holzwerkstatt der Fakultät unterstützt.
Auch die acht Studierenden, die im vergangenen Jahr aus verschiedenen Regionen der Ukraine vor dem russischen Angriffskrieg geflohen waren, und ein Studium an der Hochschule Wismar aufgenommen haben, möchten wieder in ihre Heimat zurückkehren. So ist z. B. für den Bauingenieurstudenten Mykhailo Kokariev ein wichtiges Motiv für sein Studium in Wismar „die Möglichkeit, meine Heimat zu einem der schönsten Orte in Europa zu machen“. Er und seine Kommilitonen aus Bucha, Kiew, Lwiw und Mariupol erhalten seit dem 1. Januar 2023 bis Ende Dezember 2024 ein monatliches Stipendium in Höhe von 931 Euro sowie studienbegleitende fachsprachliche Unterstützung und eine intensive Erstbetreuung durch das International Office der Wismarer Hochschule. Damit ist die Hochschule Wismar eine von insgesamt 31 Hochschulen bundesweit, die im Rahmen eines Hochschulprojektes „Support Ukraine“ geflüchtete Studierende unterstützt. Grundlage dafür ist das Programm „Zukunft Ukraine – Stipendienprogramm für Geflüchtete aus der Ukraine an deutschen Hochschulen“, welches der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mit Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA) fördert.
Im Juli dieses Jahres hat außerdem die VolkswagenStiftung mitgeteilt, dass im Rahmen des 'Gastforschungsprogramms für geflohene ukrainische Wissenschaftler:innen', auch die seit dem Sommer 2022 an der Hochschule Wismar forschenden sechs ukrainischen Rechtswissenschaftler ein weiteres Jahr unterstützt werden. Die Forschungsvorhaben decken ein weites Feld von Themen ab, die sich dem Ziel widmen, die Nachkriegsordnung der Ukraine näher an das Recht der europäischen Union heranzuführen. Besonders hervorzuheben sind dabei Untersuchungen zum Thema der Bekämpfung der Korruption (Prof. Gutorova) und der Neuordnung des Arzneimittelmarktes (Prof. Paschkov). Weitere Themen entstammen dem Bereich der lokalen Finanzverwaltung und Fragen des Haftungsrechts. Damit soll nicht nur ein Beitrag zur Unterstützung der Ukraine geleistet, sondern auch der Forschungsschwerpunkt Ukraine des Ostinstituts – einem An-Institut der Hochschule Wismar – gestärkt werden.

Kontakt
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an

Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr. rer. pol. Ali Arnaout
Telefon: 03841 753-71 68
E-Mail: ali.arnaout@hs-wismar.de

oder

International Office
Korinna Stubbe
Telefon: 03841 753-72 40
E-Mail: korinna.stubbe@hs-wismar.de


Zurück zu allen Medieninformationen