(Wismar) Am Abend des 9. Mai 2023 fand zum neunten Mal ein ganz besonderer Wettbewerb statt, einer der Wissenschaft und Humor vereint, der Science Slam der Hochschule Wismar. Dort wurde der König nicht seiner Herkunft entsprechend gewählt, sondern nach einem im letzten Jahr erstmals getesteten Punktesystem bestimmt. Danach ging Kilian Magnus, Student im Bachelorstudiengang Maschinenbau, als Sieger aus dem 5-köpfigen Teilnehmerfeld hervor. Platz 2 belegte Prof. Dr.-Ing. Jörn Weichert, der an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften lehrt. Melanie Hagemann, die sich nach dem Abschluss ihres Masterstudiums derzeit ihrer Doktorarbeit widmet, schaffte es ebenfalls unter die Top 3. Mit großer Begeisterung waren alle fünf durchweg qualitativ hochwertigen Vorträge vom zahlreich erschienenen Publikum verfolgt und mit herzlichem Lachen sowie reichlich Beifall belohnt worden. Die Mischung aus Studierenden, Doktoranden und einem Professor mit Beiträgen aus den Ingenieurwissenschaften war Garant für ein abwechslungsreiches Programm mit immer neuen Spannungsbögen – bei bewährt lockerer und sachkundiger Moderation durch Jakob Diel.
Spinnentod im Staubsauger
Der König des 9. Wismarer Science Slam, Kilian Magnus, war vom Kutterpullen-Team „Mointrosen“ ins Slammer-Rennen geschickt worden. Gleiches war im letzten Jahr mit Carolin Grodt geschehen, bevor sie Science Slam-Königin 2022 wurde. Zunächst war Kilian auf der Suche nach einem packenden Thema auf Star Wars-Filme gestoßen. Später hat er sich aber zugunsten der irdischen Tierwelt umentschieden. Unter dem Titel: „Spinnen - Überleben sie den Staubsaugerangriff“ hat der junge Mann völlig angstfrei, aber mit Triggerhinweis auf Arachnophobie“ den Strömungsverlauf im Inneren seines mit Tyrannosaugus Rex bezeichneten Staubsaugers beleuchtet. Dabei hat er mit ausgewogenem Bild- und Formelmaterial die wohl letztendlich tödlichen Sog- und Prallkräfte erläutert. Im Ergebnis dessen empfahl der Maschinenbau-Student verschiedene Varianten der Umsetzung der kleinen Krabbeltiere, damit sie ihre Leben an anderer Stelle fortsetzen können. „In seinem Vortrag kam das erste inhaltlich sinnvoll eingesetzte Katzenbild der Wismarer Science Slam Geschichte vor“, so Moderator Jakob Diel augenzwinkernd.
Mathematischer Weg in die Hölle
Der Zweitplatzierte, Prof. Dr.-Ing. Jörn Weichert, hatte vorab recherchiert und herausgefunden, dass in der Vergangenheit erst ein Professor den Science Slam gewonnen hatte. Dies war 2018 Prof. Dr. Kersten Latz mit dem Vortragstitel „Hells Bells“ gelungen. Deshalb benannte Prof. Weichert seinen Beitrag ebenfalls nach einem AC/DC-Songtitel: "Highway to Hell – der verfluchte Tunnel". Im Fokus seines spannenden mathematischen Themas standen Autos, die alternativ auf einer Landstraße, einer Autobahn oder durch einen Tunnel fahren. Nobelpreisträger John Nash spielte ebenso eine Rolle wie ein kleines Gerippe an einem Balken. Die Mischung sorgte schließlich dafür, dass der für „Mathematik/Bauinformatik“ berufene Professor unter die Top 3 gekommen ist. Seinen Professorenjob erledigt Dr. Jörn Weichert übrigens so gut, dass er 2020 mit dem Lehrpreis ausgezeichnet wurde und auch in diesem Jahr wieder nominiert ist.
Vertrauen und Kontrolle
Mit einer fassungslosen Schraube und dem Ausruf „Ich dreh komplett durch“ beendete Melanie Hagemann ihren Vortrag und zugleich den Science Slam-Wettbewerb. Sie war die einzige Slammerin des Abends, jedoch nicht die einzige Person im Teilnehmerfeld, die sich derzeit einer Doktorarbeit widmet. Die junge Frau hatte nach der Ausbildung zur Chemielaborantin an der Hochschule Wismar Maschinenbau studiert und ist nach dem Masterabschluss gleich dortgeblieben. Denn Melanie bearbeitet als Doktorandin das Thema Lockstud-Systeme, eine besondere Schraubenart, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut. In ihrem Vortrag mit dem Titel „Vertrauen ist gut, doch Kontrolle ist besser!“ erklärte sie, warum es wichtig ist, neuartige Verbindungselemente unter schwingender Belastung zu testen und welcher Nutzen sich ergibt. Damit war ihr Platz 3 sicher.
Kuchen und Brücken
Die anderen Teilnehmer haben dem Publikum ebenfalls imponiert und es bestens unterhalten. Alle gemeinsam haben großen Anteil daran, dass der 9. Wismarer Science Slam gewiss nicht der letzte gewesen sein wird.
Für eine Premiere sorgte Malte Rosskamp, der als erster Student vom Bereich Seefahrt, Anlagentechnik und Logistik aus Warnemünde angereist ist. Er betreibt neben dem Nautik-Studium schon ein eigenes Unternehmen. Mit seinen Kollegen hat er ein (fiktives) System entwickelt, mit dem ein Ingenieur durch Backanleitung geführt wird. Ihr Anspruch war dabei nicht die einfachste Lösung zu verwenden, sondern möglichst viele Konzepte aus der Mess- und Regelungstechnik. Sogar an selbstlernende Rezepte wurde gedacht, die sich dem Ingenieur anpassen. Maltes Slam stand also unter dem Motto: „Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht?“
Mit „Interdisziplinärer Brückenbau“ war der Vortrag des aus Oberfranken stammenden Sebastian Völkel überschrieben. Interdisziplinär deshalb, weil er sich seine Partnerin Lisa Harms, eine Zahnärztin aus Rostock, auf die Bühne holte und die Brücken aus ihrer zahnärztlichen Praxis mit denen der Bauingenieure auf unterhaltsame Weise verglich. Mit dem Brückenbau präsentierte er eine Spezialdisziplin des konstruktiven Ingenieurbaus. Denn auch wenn Sebastian Völkel derzeit auf dem Gebiet des Fluid-Partikel-Tilgers promoviert, hat er sich gegen dieses Thema entschieden, da es beim Science Slam schon oft thematisiert worden war.
Weitere Infos zur Punktevergabe sowie alle Sieger der vergangenen Jahre sind bereitgestellt auf der Website www.hs-wismar.de/scienceslam.
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